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Schachklub Tanner ausgeforscht

Trotz gründlicher Ermattung nach einem sorgfältig durchgeführten Training entsandte der Schachverein „Zugzwang“, seit einiger Zeit in heller Aufregung wegen des ängstlich herbeigesehnten Erstrundenduells gegen den Schachklub Tanner, eine Delegation in die Heimatgaststätte des nächstwöchigen Gegners. Franzi Rulitz, demnächst Brett-1-Spieler und wohl mutigster Teil des zugszwänglerischen Sechsergestirns, nahm sich den Unbezwingbaren von Brett 4 zur Seite und betrat gegen 00.30 Uhr mehr oder weniger ohne Furcht „Den Tanner“. Ganz nach seiner Art lümmelte er sich an die Theke, vielleicht auch, um gleich ohne Umschweife durchblicken zu lassen, ein Abgesandter des laut Aussage seines Präsidenten „lässigsten Schachvereins“ zu sein. Es wurde diskret Bier geordert, welches sogleich ohne Murren von einer „recht aparten Dame“ (Diktion Präsident!) kredenzt wurde. Erst blickte sich das Thekenduett ein wenig im Gastraum um, entdeckte manch lehrreiche Anschläge wie zum Beispiel ein Paar öffentlich feilgebotene Tormannfußballschuhe, die neben einer heftig beworfenen Dartscheibe von der Wand baumelten, oder auch die Ausschreibung einer Erotikmesse, die alsbald die Köpfe der Interessierten auf das heftigste durcheinanderbeuteln sollte. Doch nichts wies auf den bevorstehenden Kampf gegen Zugzwang hin, auf Anfrage hin zeigte sich auch die Barfrau als nicht kundig. Der immer wieder und mit großem Nachdruck eingeforderte Vorschlag, doch auch die hinteren Räume in Augenschein zu nehmen, in denen es angeblich hoch hergehen sollte, wurde vom Unbezwingbaren rundweg abgelehnt, wohl wegen gewisser Ängste, die mit einem Besuch derselben verbunden wurden. So verbrachte man den Restabend mit der Begutachtung allerlei betrunkenen Volkes, das sich zahlreich und ohne große Zurückhaltung darbot, plauderte über dies und das, erörterte einige Varianten, wie man letztendlich als Arbeitsuchender leider-nein-Schachprofi doch noch zu einem ordentlichen Batzen Geld kommen würde, und verließ alsbald „Den Tanner“.
Auch wenn nichts handfestes bei dem Besuch herausschaute, darf doch gesagt werden, daß er sich äußert beruhigend auf die Gemüter der Zwei auswirkte.

Hans Roman Krause
Schach Akut 9/97

Zu diesem Artikel erreichte uns folgende Korrespondenz, die wir hier unredigiert wiedergeben:

To: frulitz@edu.uni-klu.ac.at
Subject: lektorat hrk

sehr geehrter herr rulitz, zuerst einmal herzlichsten dank, daß sie meinen letzten beitrag via internet veröffentlicht haben. ganz ehrlich gesagt: zwar sitze ich bei meinem heimatverlag bzw. dessen megaseller "schach akut" fest im sattel, aber für meine referenzliste kann es niemals schaden, auch publikationen in anderen medien wie zum beispiel in der zukunftweisenden schach-heimatseite ihres vereins in der hinterhand zu haben. jedenfalls freut es mich, bei ihnen gern gesehener gastautor zu sein!
eigentlich wende ich mich heute aber in anderer funktion an sie: mir ist aufgefallen, daß sie meinen letzten beitrag zu meiner ehrenrettung einer kleinen rechtschreibretusche unterzogen und auch stilistisch ein wenig auf vordermann gebracht haben. da kam mir der gedanke, ihnen - noch sind sie ja kein schach-profi! - die noch unbesetzte position eines lektors bei "schach akut" anzubieten. wir brauchen immer wieder schlaue leute, die sich vielleicht auch mit der neuen rechtschreibung auskennen! wär das was für Sie? just call in!! hrk